Tělo ve Starém zákoně

Title: Tělo ve Starém zákoně
Variant title:
  • Der menschliche Körper im Alten Testament
Author: Balabán, Milan
Source document: Religio. 1998, vol. 6, iss. 2, pp. [147]-156
Extent
[147]-156
  • ISSN
    1210-3640 (print)
    2336-4475 (online)
Type: Article
Language
License: Not specified license
 

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Abstract(s)
Der hebräische Terminus básar bezeichnet das Fleisch, aber auch den Menschen als Individuum oder als Kollektiv = alle Menschen. Außerdem ist dieser Kategorie alles (kol) unterordnet, was lebt und atmet. Im gewissen Sinn kann man ganze von Gott geschaffene Welt als "Körper" verstehen. -- Es gibt im Alten Testament kein Gegensatz "Körper-Seele", wie es im religiösen wie auch philosophischen Denken der alten Griechen manchmal der Fall war. Die Bibel weiß zu sagen: der Mensch ist Körper (basar), der Mensch ist Seele (nefeš). - Die Körperlichkeit (Leiblichkeit) des Menschen verweist den Menschen darauf, daß er kein Gott sei, weil er von Gott (Elohim) geschaffen ist, daß seine Existenz vergänglich, ja nichtig sei (vgl. Kohelet, Psalmen, Propheten), daß er kein Geist oder Engel sei, sonder nein Nur-Mensch, Adam, der nicht mehr im Paradies lebt. Das Körperliche ist also für den Menschen unentbehrlich. Doch eben in diesem Status haben die sterblichen Menschen die Möglichkeit, vor Adonai (Jahwe) za stehen und trotz ihrer essentialen Insuffizienz alle körperlichen Potenzen in Gottes Dienst zu stellen. - Der menschliche Korper ist mehr als ein Material (Materie), als etwas immantent dingliches, "sachliches", ganz und gar evidierbares und pseudoautonomes. Alle Momente und Komponente des Körperlichen signalisieren jene kerygmatisch-noetische Ebene, die von modernen Menschen als Transzendenz genannt wird. - In dieser gnoseologischen Optik verstehen wir positiv manche Anthropomorphismen und -pathismen, die wir bei der Lektüre der Heiligen Schrift entdecken. JHWH hat z. B. die Hand oder das Herz etc. Das kann man so verstehen, Adonai brauche eben unseren Körper (alle Teile unseres Organismus) fur seine Pläne und Strategien in unserer Welt. Und eben das gehört zu der Konkretheit seiner Liebe. - Auch im Hohenlied (Salomos) ist das leiblich Ästhetische und änigmatisch Intime aufs engste mit einer hohen (geistlichen) Spiritualität. Diese "heilige Kongruenz" (básar-nefeš-ruach) kennzeichnet die kerygmatische Melodie des Šir ha-širim. Die biblisch verstandene Körperlichkeit warnt uns vor der dualistisch konzipierten Spiritualität, die die Diesseitigkeit der Gottessache in Zweifel stellen möchte. Der Körper soll und darf heilig sein, wobei diese Heiligkeit auf der Empfindlichkeit für den Willen Gottes beruht.